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Gemeinsam für die Resolution – Treffen der Amateurvereinsvertreter in Mülheim-Kärlich

Die Stimme der Amateurvereine wird lauter: Einmütig haben rund 100 Club-Vertreter am Mittwoch in Mülheim-Kärlich eine Resolution verabschiedet, die klare Forderungen enthält, wie die wirtschaftliche Basis des kriselnden Fußballs unterhalb des Profibereichs in Deutschland wieder (etwas) verbessert werden soll.

Immer weniger Ehrenamtler, immer weniger Zuschauer, immer größere Finanzlücken in vielen kleinen Vereinen – und die mediale Omnipräsenz der Proficlubs, die von 2017 an alleine aus dem neuen Fernsehvertrag bis 2021 insgesamt 4,64 Milliarden Euro erlösen: In den Augen vieler Amateurvertreter – das wurde auch beim Treffen im voll besetzten Saal des Mülheim-Kärlicher Hotels „Grüters“ deutlich – ist das eine schreiende Ungerechtigkeit. „Das Lamentieren und Argumentieren muss ein Ende haben. Wir brauchen Lösungen, die unseren Vereinen helfen.  Faule Lippenbekenntnisse zur gesellschaftlichen Bedeutung des Amateurfußballs reichen einfach nicht mehr“, betonte FSV-Salmrohr-Ehrenpräsident Peter Rauen in seiner Rede. Der DFB, so Rauen, dürfe sich nicht länger von der mächtigen Deutschen Fußball-Liga als Vereinigung der Profivereine „auf dem Kopf herum trampeln lassen“. Gemeinsam hat Rauen mit sechs weiteren Clubvertretern aus dem Rheinland – darunter auch Tarforsts Vorsitzender Werner Gorges –  im Herbst eine Kommission  gegründet, die Forderungen an den Deutschen-Fußball Bund als den Dachverband der rund 25.000 Amateurvereine Deutschlands auf den Punkt bringt (FuPa berichtete). Ein überarbeiteter Entwurf der Resolution wurde am Mittwoch in der rund zweieinhalbstündigen, vom früheren Lotto-Rheinland-Pfalz-Chef Hans-Peter Schössler moderierten Versammlung präsentiert. Unter den rund 100 Gästen waren mit Ralf Weiser und Wolfgang Brenner auch zwei Entsandte aus dem Saarland, die stellvertretend auch für die Interessen der saarländischen Oberliga-Clubs eintraten.

Demnach soll die Deutsche Fußball-Liga als Vereinigung der Erst- und Zweitligavereine ab der kommenden Saison zusätzlich drei Prozent der für insgesamt 1,5 Milliarden Euro pro Spielzeit verkauften Medienrechte an den DFB zweckgebunden an die Landesverbände zur Unterstützung der Amateurvereine abführen, 50 Millionen Euro also. Je nach Klassenzugehörigkeit sollen die jeweiligen Clubs davon profitieren und auch Mittel erhalten, um Schiedsrichter- und Fahrkostenzuschüsse stemmen zu können. Vom Gesamtkuchen der DFB-Pokal-Gelder (aktuell rund 65 Millionen) sieht die Resolution eine Verteilung von zehn Prozent auf die 21 Landesverbände vor  – um dort die Teilnehmer an den Verbandspokalspielen je nach  erreichter Runde deutlich mehr als bislang finanziell belohnen zu können.

Der von Peter Rauen, Werner Gorges und Co. aufgestellte Forderungskatalog ist für Rainer Koch aus DFB-Sicht offenbar so nicht realisierbar. Der für die Amateure zuständige Vizepräsident  des DFB deutete zwar vage Verbesserungsmöglichkeiten an, ließ sich in Mülheim-Kärlich wenig Konkretes entlocken, scheint mit dem Grundlagenvertrag, der die Verpflichtungen zwischen Profis und Amateuren definiert, nicht unzufrieden zu sein: „Geregelt ist hier zum Beispiel auch die Abstellung der Nationalspieler und die Abtretung ihrer Vermarktungsrechte durch die Liga-Vereine an den DFB. So selbstverständlich ist das nicht.“ Koch rief zu „Geschlossenheit und Einigkeit“ im Verband auf und bat angesichts möglichen neuen Ungerechtigkeiten bei künftigen Geldverteilungen: „Treibt keinen Spaltpilz ins Amateurlager.“  Im  Oktober noch hatte er nach dem Beschluss des neuen Grundlagenvertrages öffentlich durchblicken lassen, die im Vergleich zu früheren DFB-Vereinbarungen mit der DFL nur unwesentliche Verbesserung löse „keine La-Ola-Welle an der Basis aus“ und die Liga müsse man davon überzeugen , dass sie „freiwillig deutlich mehr Geld für die Talentförderung an der Fußball-Basis gibt“. Kämpferisch war das aber nicht gerade, was Koch am Mittwoch von sich gab, zumal „in England die Premier League mit ihrem im Vergleich zu Deutschland noch höheren Milliarden-Erlös den Amateuren gar nichts abgibt.“

Am Pranger stand am Mittwoch auch der Fußballverband Rheinland (FVR) und hier besonders dessen immer umfangreicheres Gebühren-, Abgaben- und Strafensystem. Kommissions-Mitglied Wilfried Zils, der sportlicher Leiter des Rheinlandligisten SG 2000 Mülheim-Kärlich ist, rechnete vor, dass sein Verein so 2014 noch 4.100 und zwei Jahre später bereits 5.900 Euro nach Koblenz überwiesen habe. Verbandspräsident Walter Desch wiederum verwies auf immer höhere Belastungen für den Verband. Gleichwohl sprang er aber auch den unzufriedenen Amateurvertretern zur Seite. So hält er eine höhere Proficlub-Abgabe von DFB-Pokal-Geldern für die Amateurvereine für denkbar. Auch der sündhaft teure Bau einer neuen DFB-Zentrale in Frankfurt am Main („Sportakademie“), der mit 150 Millionen Euro veranschlagt ist, ist Desch für diskutabel. Der Aufschrei vieler Clubvertreter und der tief sitzende Unmut gegenüber der Verbandsobrigkeit waren in Mülheim-Kärlich nicht zu überhören. „Mir laufen die Vorstandsmitglieder weg. Momentan kann ich fast alles alleine im Verein machen“, berichtete SV-Mehring-Vorsitzender Günter Schlag. Immer schlechtere Rahmenbedingungen riefen auch Morbachs Vorsitzenden Georg Schuh auf den Plan.  „Werdet wach, nehmt uns ernst!“ Für ihn ist gerade im FVR einiges faul, was er auch an mitunter verworrenen Abstiegsregelungen festmacht. Nach der Sitzung war  Werner Jostock, Vorsitzender des SV Leiwen-Köwerich, zumindest positiv gestimmt, „dass wir das Thema hier weiter nach vorne bringen konnten.“ Helmut Kirchen und Norbert Winkel von der SG Saartal Irsch bilanzierten ein Treffen, bei dem „viel gesprochen, aber wenig Konkretes gesagt wurde“.

„Wir wollen, dass sich diese Resolution jetzt auf alle Landesverbände verbreitet, um so unseren Interessen Nachdruck zu verschaffen – bis in die unterste Kreisliga“, stellten Peter Rauen und Werner Gorges klar. Rainer Koch stand der Bitte Rauens, der Rheinland-Kommission dafür sämtliche Adressen der 25.000 Amateurvereine zur Verfügung zu stellen, jedoch kritisch gegenüber. Auch daran wurde deutlich, wie halbherzig der DFB-Vize den Bemühungen der Amateurvereine im Grunde genommen gegenüber stehen zu scheint.

 

Quelle: www.fupa.net