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Rund um den FSV

Die Basis kämpft für eine bessere Zukunft

Auf der einen Seite feiert man sich ob eines milliardenschweren Fernsehvertrags, auf der anderen wird die Not offenbar immer größer: Die Kluft zwischen Profis und Amateuren ist inzwischen immens. Auch im Rheinland machen Vereinsvertreter mobil – und wollen am Mittwoch, 8. März, ab 19 Uhr, in Mülheim-Kärlich (Hotel Grüters, Ringstraße 1) eine Resolution vorstellen und diskutieren.  Vor Ort sein will auch Rainer Koch, Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes.

„Eigentlich“, sagt Peter Rauen, „hatte ich ja schon mit dem Fußball soweit abgeschlossen und wollte mich nicht mehr groß einbringen“. Als vergangene Saison in der Rheinlandliga gleich vier Clubs mangels wirtschaftlicher Perspektive einen möglichen Aufstieg in die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar ausschlossen, formierte sich aber auch zwischen Saar und Sieg Widerstand, der die Finanz-Verteilung und die Perspektiven im deutschen Fußball generell anprangert. „Es hatten sich Vereinsvertreter zusammen gefunden, die mich mit ins Boot holen wollten. Ich bin bereit, mich dafür einzusetzen, dass sich die Bedingungen für die rund 25.000 Amateurclubs in Deutschland wieder verbessern“, so Rauen, der 28 Jahre lang an der Spitze des FSV Salmrohr stand und heute Ehrenpräsident jenes  Clubs ist, den er einst von der Kreisliga in die Zweite Bundesliga geführt hat.

Der 72-jährige gehört einer siebenköpfigen Kommission aus dem Gebiet des Fußballverbandes Rheinland (unter anderem auch mit Werner Gorges, Vorsitzender des FSV Trier-Tarforst) an, die kurz vor Weihnachten eine Resolution entworfen hat, welche im Vorfeld der Versammlung am Mittwoch an 70 Rheinland-Clubs von der Ober- bis hin zur Bezirksliga verschickt wurde. „Wichtig ist, dass möglichst viele Vereinsvertreter nach Mülheim-Kärlich kommen – gerne auch jene aus den Kreisligen, sofern ihre jeweiligen Kreisvorsitzenden, die wir ebenfalls eingeladen haben, nicht kommen können“, betont Rauen. Live-Übertragungen im Fernsehen über weite Teile des Wochenendes und  dadurch geringere Zuschauerzahlen auf den Sportplätzen der Amateure sind ein Punkt, den die Resolution kritisiert, aber auch die immer höher werdenden Verbandsabgaben (Verwaltungsbeiträge, Passgebühren, Genehmigung von Trikotwerbung …) stehen im Fokus des Unmuts. Konkret steht der jüngst bis 2023 verlängerte Grundlagenvertrag zwischen Deutschem Fußball-Bund (DFB) und Deutscher Fußball-Liga (DFL) am Pranger.  Für einen „Pachtzins“ an den DFB von weiterhin drei Prozent dürfen die 36 deutschen Proficlubs auch in Zukunft vor allem ihre Medienrechte selbst vermarkten. Nur knapp 45 Millionen Euro davon – darin enthalten sind auch Sonderzahlungen der DFL – sollen künftig jährlich den Amateuren oder den Landesverbänden zufließen.

Vor rund 20 Jahren  war Rauen Sprecher der Regionalliga-Clubs – und schon damals kämpfte er erfolgreich für die Interessen der Clubs.  Als „Rebell“ sieht sich Rauen indes nicht: „Wir wollen nichts Grundsätzliches umstoßen. Vielmehr freuen wir uns doch auch, wenn der deutsche Profifußball wirtschaftlich gut dasteht. Etwas mehr abzugeben an die Basis, wäre aber nicht mehr als gerecht.“ Außerdem, so Rauen weiter, solle der Deutsche Fußball-Bund als der Dachverband der Amateurvereine die kleinen Klubs mehr als bisher an den Summen partizipieren lassen, die für den Pokal ausgeschüttet werden: „Von unseren früheren Pokalüberraschungen gegen den SC Freiburg oder Wattenscheid 09 erzählen die Leute in Salmrohr noch heute. Der Vergleich von Klein gegen Groß ist doch ganz wichtig für den Zusammenhalt des Fußballs“, betont der frühere Bundestagsabgeordnete und plädiert damit auch gegen einen immer wieder ins Gespräch gebrachten, späteren Einstieg der Bundesliga-Vertreter.

Mit dem Treffen am Mittwoch in Mülheim-Kärlich wollen die Rheinland-Clubs ihre Schlagkraft erhöhen und damit auch das Netz von Engelbert Kupka weiterspinnen: Der Ehrenpräsident des Ex-Bundesligisten SpVgg Unterhaching hat Ende Januar von Bayern aus die Aktionsgemeinschaft „Rettet die Amateurvereine“ initiiert und Anfang Februar einen offenen  Brief an Reinhard Grindel gerichtet. Der DFB-Präsident scheint die Interessen der Amateurclubs inzwischen ernst zu nehmen: Am vergangenen Freitag kam es in Bonn zu einem „sehr guten, intensiven Gespräch von Herrn Grindel und Mitgliedern unserer  Kommission“. Inhalte daraus sollen dann am morgigen Mittwoch in Mülheim-Kärlich bekannt gegeben werden.  DFB-Vizepräsident Rainer Koch, gleichzeitig Präsident des bayrischen Fußballverbands, hat sich für die Versammlung angekündigt. Auf eine erste Resolution aus dem Rheinland im vergangenen Spätherbst hatte Koch zunächst noch ebenso wenig reagiert wie Verbandsboss Reinhard Grindel. Ebenfalls vor Ort sein will Walter Desch. Moderiert wird die Versammlung von Hans-Peter Schössler, früherer Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz.

Für die nationalen TV-Rechte für den Saison-Zyklus von 2017/18 bis 2020/21 kassiert die DFL insgesamt 4,64 Milliarden Euro – rund 1,16 Milliarden Euro pro Saison. Zum Vergleich: Derzeit kassiert die Liga rund 628 Millionen Euro pro Spielzeit – ein Plus von rund 85 Prozent. Rechnet man die internationalen Rechte hinzu, sind die Einnahmen mit insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro noch deutlich höher.

 

Hier die Resolution im Wortlaut: https://www.fsvsalmrohr.de/neue-resolution-an-den-fussballverband-rheinland/

 

Quelle: www.fupa.net