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Interview mit unserem Ex-Spieler Vladimir Liutyi

FSV InTeam: Du hast mit der Nationalmannschaft der ehemaligen UdSSR an einer Welt- und Europameisterschaft teilgenommen und bist 1988 Olympiasieger geworden. Was bedeuten dir diese Erfolge?

Vladimir Liutyi: In erster Linie sehe ich das als eine Auszeichnung an, als Spieler solche Ziele erreicht zu haben. Bei der WM und EM habe ich relativ wenig gespielt, trotzdem ist es eine besondere Erinnerung. Erst im Alter realisiert man dann erst, was die bedeutet. Damals waren die Trainingsbedingungen auch nicht so professionell. Durch die Nationalmannschaft oder ebenso die vielen Europacupsiele mit Dnipro habe ich viele tolle Mit- und Gegenspieler kennenlernen dürfen. Ich kann mich zum Beispiel gut an die Spiele gegen Girondins Bordeaux erinnern, die damals in Frankreich so dominant waren, wie aktuell PSG. Mit großen Spielern wie Jean Tigana auf dem Platz zu stehen war schon etwas Besonderes. Tigana hat mich sogar daraufhin mal zu einer Weinprobe bei sich eingeladen.


Vladimir Liuty im Trikot der ehemaligen UdSSR (Quelle: RussiaTeam.ru)

 

FSV InTeam: Geboren bist du in Dnipropetrowsk, der viertgrößten Stadt der heutigen Ukraine geboren. Für den dortigen Traditionsverein Dnipro hast du in 250 Spiele 51 Tore erzielt und einige Meisterschaften und Pokale gewonnen. Wie ist es dann zu deinem Wechsel im Winter 1989 zu Schalke 04 gekommen?

Vladimir Liutyi: Zu der Zeit war ich bereits 28 Jahre alt. Für Spieler der ehemaligen UdSSR war es generell schwierig, ins Ausland zu wechseln. Ende der 80er gab es aber die ersten Zeichen vom Zusammenfall, sodass die Regierung einen Wechsel von mir ins Ausland genehmigte. Damals gab es einige Interessenten. Zuvor hatte ich mit Dnipro gegen den FC Wacker Innsbruck im Europapokal gespielt und auch ein Tor geschossen. In diesem Spiel hat mich der Schalke-Trainer Peter Neururer beobachtet und wollte mich danach unbedingt verpflichten.


Mit Schalke 04 wurde Liutyi 1991 Zweitligameister (Quelle: FC Schalke 04 Traditionself)

 

 

FSV InTeam: Nach 1 1/2 Spielzeiten auf Schalke hast du den Verein trotz Aufstieg verlassen und bist zum damaligen Erstligisten MSV Duisburg gewechselt. Wie war es für dich, in den vollen Stadien der 1. Bundesliga zu spielen?

Vladimir Liutyi: Das war eine super Sache! Nach dem Aufstieg mit Schalke bin ich nach Duisburg verliehen wurden. Für mich als Stürmer war die 1. Liga irgendwie einfacher als die 2. Während die Spiele in der 2. Liga doch überwiegend physisch abliefen, ging es in der 1. Bundesliga auch mehr um Technik und Taktik. Das kam mir entgegen. Eines meiner schönsten Tore habe ich dann ausgerechnet gegen Schalke erzielt. Daran kann ich mich noch gut erinnern.


Im Trikot des MSV Duisburg erzielt Liutyi in der Saison 91/92 insgesamt 6 Tore in der 1. Bundesliga (Quelle: kicker.de)

 

 

FSV InTeam: Danach ging es für dich unter anderem über den VFL Bochum, Rot-Weiß Oberhausen und der SpVgg Unterhaching 1994 zum frisch gebackenen Regionalligisten FSV Salmrohr. Weißt du noch, wie es damals zum ersten Kontakt kam?

Vladimir Liutyi: Ich weiß, dass der damalige Trainer Paul Linz mich als erstes kontaktiert hatte. Er suchte noch einen erfahrenen Stürmer und wusste, dass ich ablösefrei war. Er hat mich dann nach Salmrohr eingeladen und sich dann auch sehr um meine Verpflichtung bemüht. Mich hat es zudem gereizt, in einem familiären, aber ambitionierten Umfeld zu spielen. Ein Großteil der ersten Saison lief dann super. Wir waren die Überraschungsmannschaft in der Regionalliga. Leider habe ich mir dann im März beim Spiel in Köln das Kreuzband gerissen.


Erstmalig im FSV-Trikot – Saison 94/95 (sitzend zwischen Rainer Ernst und Rudolf Muchka)

 

 

FSV InTeam: Ehemalige Mitspieler aus deiner Zeit heben immer wieder den tollen Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft hervor. Hast du das auch so wahrgenommen? Was war für dich das Besondere?

Vladimir Liutyi: Das stimmt schon. Wir hatten ein sehr eingeschworenes Team und mit Paul Linz einen super Trainer. Wir haben auch viel abseits des Platzes unternommen. Mit Neale Marmon bin ich beispielsweise heute noch befreundet und immer wieder im Kontakt. Es hat einfach alles gepasst. Ich hatte eine Wohnung in Wittlich und habe auch die schöne Gegend rund um die Mosel genossen. Darüber hinaus hatten wir in Peter Rauen einen Präsidenten, der sich um alles gekümmert hat und immer alle Ansprachen und Versprechen einhielt. Es freut mich, dass er noch immer für den Verein aktiv ist.


1995 wurde der FSV mit Liutyi zur Mannschaft des Jahres 1995 bei der regionalen Sportlerwahl gekührt. Neben ihm links Rudi Roth und rechts Neale Marmon)

 

 

FSV InTeam: Welche Erinnerungen hast du generell an die Zeit im Salmrohr-Trikot?

Vladimir Liutyi: Es war für mich eine sehr schöne Zeit. Wir hatten eine gute Mannschaft, haben den Rheinlandpokal gewonnen und auch im DFB-Pokal für Furore gesorgt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir im Februar 1996 der Auswärtssieg bei Rot-Weiß Oberhausen. Wir waren damals knapp vorne. Nach etwas mehr als 1 Stunde habe ich dann aber eine Gelb-Rote-Karte bekommen, sodass wir mit 10 Mann die Führung verteidigen mussten. Die Erlösung kam dann ausgerechnet von unserem Torwart Jürgen Roth-Lebenstedt, der in der 90. Minute mit einem Abschlag aus über 80 Metern für die Entscheidung sorgte. Der Treffer wurde letztlich auch zum Tor des Monats gewählt.


Auf der Bielefelder Alm erzielt Vladimir Liutyi den 1:0-Siegtreffer gegen die Arminia

 

 

FSV InTeam: Heute bist du als Jugendtrainer bei Hansa Rostock im Einsatz. Wie wichtig war es dir, dem Fußball weiter verbunden zu bleiben?

Vladimir Liutyi: Das war sehr wichtig. Ich habe deswegen auch direkt alle Trainerlehrgänge absolviert. Vor meiner Tätigkeit in Rostock war ich bereits Chef- und Co-Trainer bei verschiedenen Erstligamannschaften in Russland, der Ukraine und Moldawien. Vor knapp 1 1/2 Jahren hat dann Hansa einen neuen U-19-Trainer gesucht. Ich fand die Aufgabe, nun ebenso im Jugendsektor Erfahrung zu sammeln, sehr interessant. Nach einiger Zeit habe ich dazu noch den Posten des Sportlichen Leiters im Nachwuchsleistungszentrum übernommen. Zusammen mit meiner Familie fühlen wir uns sehr wohl in Rostock. Ich kann mir aber genauso vorstellen, wieder eine Seniorenmannschaft zu übernehmen. Die Zukunft wird zeigen, wo ich in der nächsten Saison tätig bin.